Brasilianische Erfolgsgeschichte mit Ausgangspunkt Winterbach
1994 war's, da gründeten Winterbacher Seniorenfußballer zusammen mit Fußball-Profi
Giovane Elber einen Hilfsverein. Straßenkindern in Elbers brasilianischer Heimat sollte geholfen werden. Heute zählt das Ausbildungszentrum Pestalozzi zu den Vorzeigeobjekten in Brasilien.
Bei vielen Aktionen sammelte der Verein unterstützt von Giovane Elber bisher mehr als 400.000 €. So haben sich auch Winterbacher Künstler für das Projekt in Elbers Heimatstadt Londrina, 500 Kilometer südwestlich von São Paulo, engagiert. Sie spendeten zusammen mit weiteren Rems-Murr-Künstlern in den vergangenen Jahren fleißig Kunstwerke, auch weil der Verein zur Förderung brasilianischer Straßenkinder garantiert, dass jede Mark ohne Abzug dem Projekt zugute kommt.
Und in Londrina ist die comunhao espirita christa de londrina, eine christliche Gruppe, die mehrere soziale Projekte in der Stadt betreut, aktiver denn je. Osmar Ontivero, Elbers Schwiegervater, und seine beiden Brüder José und Francisco sind die treibenden Kräfte, die in deutscher Disziplin im sonst so unberechenbaren Südamerika ein Ausbildungszentrum für mittlerweile 460 Jugendliche nicht nur am
Leben erhalten, sondern ständig weiterentwickeln. Dieses Projekt wird überwacht und auch bezuschusst vom Lateinamerikazentrum in Bonn. Was ursprünglich als kurzfristige Hilfe für Straßenkinder einer Favela am Südrand Londrinas gedacht war, hat sich schließlich von einem alten Schuppen zu einem Schulzentrum mit drei Gebäuden, Sportplatz, Bäckerei, Schreinerei, Zahnarztpraxis und mehreren Schlaf- und Ausbildungsräumen entwickelt.
Aus der Favela, in der Menschen in Bretterbuden hausten und auf dem Boden schliefen, wurde eine "Luxusfavela" mit fließendem Wasser, geteerten Straßen und gemauerten Behausungen - und vor allem ein Ort, an dem Jugendliche eine Perspektive auf ein lebenswertes Leben haben. Das ist für die Bewohner der rund 80 Favelas in der Stadt mit 500.000 Einwohnern die absolute Ausnahme.
Was bietet das Ausbildungszentrum?
In erster Linie soll Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden. Die Kinder sollen ausgebildet werden, eine Arbeit finden und damit aus dem Elend entkommen. Sie können sich dann auch wieder um ihre Eltern kümmern. Im Einzelnen wird geboten:
- kostenlose medizinische Hilfe für alle, auch Versorgung mit Arzneimitteln. Das
organisieren Ärzte und Apotheker auf freiwilliger Basis.
- Hilfe und Information für Schwangere und Mütter
- für alle Essen, das vom Markt geholt wird. Was dort übrig bleibt, kann abgeholt
werden.
- Hausaufgabenhilfe und Nachhilfe
- einmal in der Woche kommen Zahnärzte
Einen zentralen Platz im Projekt nimmt die Berufsausbildung ein. In Brasilien reicht bereits eine minimale Ausbildung, um einen kleinen Job zu bekommen. Nach der Ausbildung kümmert sich die comunhao auch - zusammen mit Wirtschaftsverbänden - um die Vermittlung einer Arbeitsstelle. Bisher haben dadurch mehr als 200 Teilnehmer einen Arbeitsplatz gefunden. Das, so Ontivero, sei jedoch nur die Zahl derer, die offiziell gemeldet wurden. Er geht deshalb von einer wesentlich größeren Anzahl aus.
Im Augenblick bietet das Zentrum folgende Ausbildungsmöglichkeiten:
- Gärtner
- Friseur
- Schreiner
- Handarbeit/Nähen
- Bürogehilfe
- Bäcker
- Computerkurse (das Zentrum hat
zwölf Computer, weitere sollen
angeschafft werden.)
Die 42 Freiwilligen der comunhao kümmern sich regelmäßig um das Projekt. Die Arbeit in den Kursen machen fest angestellte Kräfte. Derzeit sind 14 Lehrer und zehn weitere Kräfte (Hausmeister etc.) beschäftigt.
Frauen aus den angrenzenden Favelas lernen Nähen und fertigen Kinder- und Babykleider aus alten Stoffresten