Flüchtlingshilfe:

Kinderkirche Solingen: Wo Nächstenliebe praktiziert wird

Die Presse ist voll von Berichten über einen „Flüchtlingsstrom“ oder eine „Flüchtlingsflut“, die auf dem Weg zu uns ist. Bei Pastor Wiltzer in Solingen dagegen kommen Menschen an.

„Wenn ich diese Begriffe höre, die aus hilfsbedürftigen, verzweifelten Flüchtlingen eine anonyme und bedrohliche Masse machen, dann werde ich traurig. Dadurch stumpft man ab. Menschen, die das lesen, vergessen darüber, dass viele dramatische Schicksale dahinterstehen. Wenn jemand seine Heimat aufgibt, dann tut er das nicht leichtfertig“, so Andreas Wiltzer.

In seiner Gemeinde stehen die Türen für Neuankömmlinge weit offen. Gelebtes Christentum ist hier erfahrbar in einem Kinderkirchenprojekt. „Unsere Gottesdienste erleben hier die Menschen verschiedenster Religionen als Gäste. Ich glaube, es ist besser, ein Werteprofil  zu leben, statt nur von christlicher Nächstenliebe zu predigen. Wenn wir den Menschen helfen, sie unterstützen, und dass dann mit unserem Christentum begründen, nehmen sie unsere Religion so wahr wie sie eigentlich gedacht ist.“

            

 

Vor fünf Jahren wurde die Solinger Kinderkirche gegründet, damals gab es in der Gemeinde an die 700 Flüchtlinge. Obwohl inzwischen bald 3.000 hier Zuflucht gefunden haben, stehen die Deutschen hinter ihrem Engagement. Pastor Wiltzer: „Ungeheure Hilfsbereitschaft erlebe ich täglich. Es gibt Wohnungsangebote, die Menschen übernehmen Patenschaften und entdecken dabei immer mehr Facetten bei ‚den Muslimen‘. Sie erleben im direkten Kontakt, dass die Presse oft ein viel zu radikales Bild darstellt. Es gibt überall Schattierungen des Glaubens. Man muss sich  mit den Menschen beschäftigen, darf sie nicht in eine Schublade stecken.“

Über die Kinderkirche Kontakt zu den Flüchtlingsfamilien bekommen
Über die „Kinderkirche Solingen“ bekommt die Kirchengemeinde einen direkten Draht zu den Familien. Einmal im Monat findet ein Gottesdienst mit anschließender gemeinsamer Feier für die Kinder statt. Spiele, Lieder, Theaterstücke, Rätsel und Geschichten erwarten die Kleinen. „Wir essen gemeinsam, es werden Spielsachen verlost. Den Kindern bedeutet das sehr viel.“

Neben schlimmen Erlebnissen auf der Flucht ist es auch die ständige Sorge der Eltern, die sie belastet. Unbeschwerte Momente sind selten, die Kinderkirche vermittelt solche wichtigen Glücksmomente. „Bei diesen Begegnungen fassen auch die Eltern Vertrauen zu uns. Wenn wir sie dann später besuchen, ihnen unsere Unterstützung anbieten, erkennen sie unsere Mitarbeiter gleich an dem Logo der Kinderkirche auf ihrer Dienstkleidung. Flüchtlinge, die schon länger hier leben, unterstützen uns oft dabei als Dolmetscher, außerdem wirken sie am Projekt als Helfer mit. Es sind schon einige internationale Freundschaften entstanden. Trotzdem gibt es auch Grenzen für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter.

An manchen Stellen genügt ein gutes Wort oder anteilnehmende Begleitung nicht. Und genau für diese Probleme verwenden wir das Geld der Stiftung Fliege.“ Kein Cent der Spenden landet irgendwo in der Verwaltung, die Mittel gehen ausschließlich an Bedürftige in den Flüchtlingsfamilien.